Wer in Zukunft selbst Einfluss auf die Freimaurerei nehmen möchte, muss sich auch seinerseits Erwartungen stellen. Unsere Erwartungen spiegeln Einstellungen und Eignungen von Ihnen wider, die zumindest entwicklungsfähig angelegt sein sollten. Unsere Vier wichtigsten Erwartungen an Sie sind: Selbständigkeit, Freude am Lernen, Kreativität und Teamfähigkeit.
Konnten wir Ihre Erwartungen erfüllen, die Sie am Beginn Ihrer Besuche auf der Website an die Freimaurerei stellten? Fragen Sie sich heute: „Bin ich zum Steinmetz geeignet“?
Welche Erwartungen hatten Sie?
Lieber Leser, Sie besuchten evtl. schon seit einiger Zeit Gästeabende in einer Freimaurerloge. Sie erfuhren, wie die Ziele der Freimaurerei aussehen, was die Aufgabe der Loge ist, wie wir freimaurerisch arbeiten. Die Erwartungen, die Freimaurer an sich selbst und an die Organisationen der Freimaurerei haben, sind groß. Konnten wir Ihre Erwartungen erfüllen?
Sicherlich fragen Sie sich auch: „Welche Eigenschaften und Fähigkeiten brauche ich, um die Erwartungen der Bruderschaft zu erfüllen?“ Was können und sollten Sie zum Gelingen der freimaurerischen Entwicklung und Verbreitung unseres Gedankengutes innerhalb und außerhalb unserer Logen beitragen, damit die deutsche Freimaurerei im 21. Jahrhundert nicht nur quantitativ, sondern vor allem auch qualitativ wachsen kann?
In dieser 9. und letzten Folge formulieren wir unsere Erwartungen an Sie unseren Gast und möglicherweise neuen Bruder. In unserer Logenordnung steht in §4 Mitgliedschaft nur:
- Die Loge ist eine Verbindung von freien Männern. Jeder unbescholtene Mann kann nach Prüfung seiner Eignung aufgenommen werden.
- Der Eintritt ist schriftlich zu beantragen; er bedarf der einmütigen Zustimmung der Mitgliederversammlung.
Wer in Zukunft selbst Einfluss auf die Freimaurerei nehmen möchte, muss sich auch seinerseits Erwartungen stellen. Unsere Erwartungen spiegeln Einstellungen und Eignungen von Ihnen wider, die zumindest entwicklungsfähig angelegt sein sollten.
Unsere Vier wichtigsten Erwartungen an Sie sind:
Selbständigkeit, Freude am Lernen,
Kreativität und Teamfähigkeit.
1. Sei selbständig aus eigenem Antrieb
An erster Stelle steht die Selbständigkeit. Die Loge setzt nicht einfach die schulische und berufliche Ausbildung fort, sondern stellt etwas grundsätzlich anderes dar. Sie werden mit dem Eintritt in unsere Loge „sittlich und intellektuell der Freiheit und Selbsttätigkeit“ überlassen.
Die neuen – oftmals meist gar nicht mehr so jungen – Brüder werden hier „sittlich“ d.h. charakterlich als selbständige Menschen angesprochen. Sie müssen zwar noch Vieles lernen, dazu gibt es den Instruktions-Unterricht 1x im Monat, aber sie lernen als Erwachsene, aus eigenem Antrieb und auf eigenes Risiko, halten sich selbst zum Arbeiten an, gehen selbstkritisch mit sich um und entscheiden im Einzelfall selbst, was in der Situation als Neumitglied in unserer Loge zu tun oder zu lassen ist.
Zugleich sollen sich die neuen Mitglieder auch „intellektuell“ als Selbständige bewähren und müssen daher darauf bedacht sein, ihren eigenen Weg zu gehen, um gegenüber ihrem „Bürgen“ und anderen Brüdern gedanklich und gefühlsmäßig unabhängig zu werden.
Die Selbständigkeit des Lehrlings ist kennzeichnend für seine Entwicklung innerhalb des freimaurerischen Werdeganges, ein Vorgang des Fragens, des Aufnehmens, des sich Aneignens und sich Bildens, eine „Angelegenheit des Geistes“, die den einzelnen Lehrling als selbständige Person in den Mittelpunkt rückt.
Zur Selbständigkeit gehört auch die Orientierungsfähigkeit und gerade auf sie ist die freimaurerische Ausbildung und Weiterentwicklung angewiesen. Verlangen Sie nicht, dass Sie mit immer neuen Betreuungsangeboten der Loge konfrontiert werden.
Ihre Devise sollte statt dessen lauten: „Ich werde selbst aktiv, sehe mich um, gehe auf die Brüder zu, erkundige mich, informiere mich über alles, was ich wissen muss und wissen will und bin stolz auf alles, was ich aus eigener Initiative in Erfahrung bringe und schaffe!“
Ohne Eigeninitiative, ohne die selbständige kritische Mitwirkung hat die freimaurerische Ausbildung und Erkenntnis keinen Erfolg. Gefragt ist vor allem auch, dass unsere neuen Mitglieder sich in den jeweiligen Graden als untrüglicher Resonanzboden für das Leben in der Loge erweisen, dass sie z.B. für die Anerkennung guter Redner sorgen und träge gewordene Brüder Beamte unüberhörbar zu vermehrten
2. Sei freudig bereit zur Mitarbeit
Gleich hinter der Selbständigkeit rangiert die Freude am Lernen, die Lernlust. Sie hat ihre wichtigsten Wurzeln im Interesse an der Freimaurerei und an der eigenen Loge und geht Hand in Hand mit der Bereitschaft, sich in allen Fragen und Angelegenheiten der Loge jederzeit ansprechen und zur Mitarbeit anregen zu lassen. Kein Stuhlmeister, kein Instruktionsmeister, kein Vortragender kann seine Fähigkeiten gegenüber lernunlustigen Brüdern entfalten. Er läuft erst dann zu guter Form auf, wenn er positive Resonanz spürt und bei der Darlegung seiner Gedanken auf helle, aufgeweckte und interessierte Gesichter trifft.
Lernlustig ist, wer sich wach und mit Engagement in seine freimaurerische „Ausbildung“ stürzt, das Logenleben von Grund auf kennen lernen will und mit Neugier auf alles blickt, was dieses zu bieten hat. Lehrlinge und Gesellen sollten keine Scheu vor Büchern haben und nicht darauf warten, dass das Basiswissen über die Freimaurerei irgendwann im Internet oder in einem Film angeboten wird. Sie können sehr genau beobachten und auch das Fragen und Zuhören können ist ungemein wichtig.
3. Sei offen für neue Ideen
Die dritte Fähigkeit ist Kreativität. Das heißt: Offenheit für neue Ideen, Einfallsreichtum, Phantasie, Assoziationsfähigkeit und die Bereitschaft ungewöhnliche Wege zu gehen, anders als andere zu reagieren. Kreativität wird von Jedem erwartet, der etwas voranbringen will. Wer kreativ ist, denkt sich etwas aus, packt etwas an und überlegt, was man aus einer Situation machen kann. Wie sich ein Erfolg verfestigen oder sich ein Misserfolg vielleicht unerwartet noch in einen Erfolg umwandeln lässt.
Gebraucht wird in erster Linie eine Kreativität, die sich auf die Inhalte der Freimaurerei bezieht: Wie kann ich die vielen Detailinformationen auf einfache Grundlinien zurückführen, um sie leichter zu behalten oder weiter zu vermitteln und im täglichen Leben umzusetzen? Wie lässt sich ein lückenhaft gebliebener Vortrag durch eigene Erkundungen ergänzen? Wie kann ich ganz generell mehr von dem, was mich gerade interessiert, erfahren?
Kreativität ist nicht zuletzt im Umgang mit den Brüdern gefragt: Wie kann ich herausfinden, mit wem ich anregende Gespräche führen kann, wer interessante Ideen hat, wer bereit sein mag, mit mir zusammen zu arbeiten, zu wem ich über die Bruderschaft hinaus eine Freundschaft für das ganze Leben entwickeln könnte.
4. Sei freundlich bereit anzuspornen
Und schließlich noch der vierte Punkt. Er betrifft die Fähigkeit zur Zusammenarbeit und meint damit etwas, was wir als Teamfähigkeit bezeichnen. Zur Teamfähigkeit gehört die Bereitschaft, auf andere zuzugehen, nicht nur sich selbst, sondern auch andere anzuspornen. Fragen Sie sich: „Wie nehme ich bei allen meinen Aktionen eine freundliche, auf Zusammenarbeit gerichtete Haltung ein?“
Es ist nicht so wichtig, sich um das eigene „Fortkommen“, um den nächsthöheren eigenen Grad zu kümmern, sondern sich auch noch für das Funktionieren der eigenen Loge ein Stück weit verantwortlich zu fühlen.
Die Teamfähigkeit betrifft die Neigung, seine eigene Leistungsfähigkeit im Vergleich zu den anderen abgewogen einzuschätzen, seine Fähigkeit, sich in der Loge, in brüderlichen Abenden oder Instruktionen problemlos zu integrieren und dort weder durch geistige Abwesenheit noch durch dominierende Dauer-Redeleistung hervorzutreten. Dazu bedarf es Eigenschaften, die für jeden Logenbruder unverzichtbar sind, nämlich Rücksicht und Toleranz. Der Rücksicht auf Personen, auf organisatorische Abläufe und ganz allgemein auf Spielregeln im Umgang miteinander und Toleranz in der Bereitschaft, auch andere Meinungen anzuerkennen.
Fazit
Das aktive Leben in der Loge führt die Brüder und die Neuaufgenommenen nicht zuletzt dadurch in eine dauerhafte Gemeinschaft zusammen, dass diese gemeinsame Arbeit alle gleichzeitig als Lernende anspricht, die sich – auf gleicher Ebene, aber auf unterschiedlichem Niveau – um Kenntnisse auf demselben Gebiet bemühen.
Die neu aufgenommenen Brüder sind es zudem, die die älteren Brüder und Amtsträger motivieren und diese – wenn sie deren Instruktionen intensiv folgen – zu immer besseren Leistungen anstacheln. So kann das gemeinsame freimaurerische Arbeiten in einen Prozess der wechselseitigen Anregung münden, bei dem der Stuhlmeister nicht nur Lehrender, sondern zugleich auch Lernender ist und bei der, umgekehrt, der „junge Bruder“ nicht nur die Position des Lernenden einnimmt, sondern über Fragen und Anregungen stets auch ein Stück des Lehrenden für sich in Anspruch nimmt – oder nehmen kann!