Diese Arbeit nach innen an uns selbst erfolgt nun in aller Stille im geschützten und befriedeten Bereich des Tempels durch das Zelebrieren von Ritualen, die seit Bestehen der Freimaurerei, also seit fast 300 Jahren, bestehen und seither nur unwesentlich verändert wurden.
Zunächst wird dem Leser der Begriff ,,Tempel“ als Bezeichnung für den Versammlungsraum der Freimaurer ungewohnt sein. Er wurde entlehnt von dem Tempel, den König Salomo 973 bis 966 v. Chr. auf dem Berg Moria im heutigen Jerusalem errichten ließ und dem einen Gotte der Juden weihte. König Nebukadnezar ließ diesen Tempel 586v. Chr. zerstören. Zerubabel vollendete 516 v. Chr. den Bau des 2. Tempels, der dann 70 n. Chr. von den Römern wiederum vollständig zerstört wurde.
Im 7. Jahrhundert n. Chr. entstand an der historischen Stätte der noch heute zu bewundernde ,,Felsendom“ als islamische Moschee. Ihre Westmauer, besser bekannt als ,,Klagemauer“, ist ein noch erhaltener Rest der alten Stützmauer des Tempelplatzes. Die wechselvolle Geschichte dieses historischen Tempelbaus ist in unseren Legenden-Schatz eingeflossen. Die Freimaurer bauen bis auf den heutigen Tag an diesem Bau symbolisch weiter und definieren als Ziel ihrer Arbeit „den Bau des Tempels der Humanität“. Darunter können wir schlicht das Bestreben zur Schaffung einer menschlichen Gesellschaft verstehen.