Gesellschaftliche Ziele fallen nicht nur in den Zuständigkeitsbereich der Politik- wie oft in der Freimaurerei behauptet wird – sondern können ganz allgemein auch durch eine konsequente ethisch-moralische Haltung verfolgt werden; diese Ziele können dann Ausgangspositionen oder Stützen politischer Aktivitäten werden.
Die politischen Akteure brauchen solche Stützen oder Abfederungen in der Gesellschaft geradezu, z.B. bei großen gesellschaftlichen Zielen, zur Friedenserhaltung, beim Umweltschutz oder der Versöhnung von Ökonomie und Ökologie. Die Gesellschaft benötigt Kräfte, die als ethisch-moralisches Gewissen fungieren, als Gefahren-Bewusstmacher und als Motoren für Denkprozesse in Richtung erforderlichen Bewusstseinswandels! Freimaurer könnten solche Gruppierungen in der Gesellschaft darstellen.
Die Frage nach dem Sinn ist in den letzten Jahren immer dringlicher geworden. Der religiöse Wildwuchs buntscheckigster Art erfasst erhebliche Teile, nicht bloß der Jugend, sondern der Gesellschaft überhaupt. Der Zulauf zu den Sekten ist groß. Sicher kann die Freimaurerei keine Antwort auf alle Probleme der Gesellschaft geben. Sie verkündet schließlich keine Heilsbotschaft, aber sie kann eine philosophische, aber auch eine ethische, von Verantwortung getragene Orientierung bieten. Die Freimaurer könnten darauf hinweisen, dass sie gegenüber einem starren Dogmatismus und dem Nihilismus draußen einen dritten Weg zu gehen in der Lage sind. Sie können zeigen, dass es eine Gestalt des religiös-spirituellen Bewusstseins geben kann, die dogmenfrei ist, die keiner irgendwie gearteten Ideologie huldigt und die durch eine Erziehungsarbeit – im Sinne einer Einübungsethik – erlangt werden kann.