Die Bruderschaft der Freimaurer setzt der profanen Welt etwas Wesentliches entgegen, indem sie durch das freimaurerische Ritual den unbewussten Bereich für das Transzendente,also für die Unendlichkeit des Alls, öffnet.
Transzendenz sollte in diesem Zusammenhang „als eine immanente, nicht auf einen religiösen Glauben bezogene Transzendenz, sondern als ein ‚Übersichhinausgehen innerhalb des Seins des Menschen‘ verstanden werden“. (Höhmann, 2013, S. 42)Durch die Teilnahme am Ritual erkennt sich der Freimaurer als Teil des Universums. Die Logengemeinschaft kann demnach also eine hilfreiche Gruppe sein, die durch das gemeinsame Erleben des Rituals den Menschen innerlich aufschließt, ihn stärkt und aufbaut und die Frustrationen des Alltags ausgleicht. Der Freimaurer kann in der Tempelarbeit regelrecht seinen inneren Akku wieder aufladen.
Zudem bietet sich ihm die Möglichkeit, dass er sich seiner Stellung und Aufgabe als Mensch im Leben bewusst wird. Die Besinnungspause kann ihm ebenfalls dabei helfen, seine Kraft und seinen Lebensmut zu stärken. Mit einer so neugewonnenen Energie kann man dem Alltag mit neuen Impulsen begegnen. Das freimaurerische Ritual vermittelt die freimaurerische Lehre nicht allein intellektuell, also durch verstandesmäßiges Erfassen, sondern durch Symbole, die unmittelbar über die Erfahrung in Deutungsmustern mit freimaurerischen Sinnstrukturen verankert werden. Beim Erlebnis des Rituals werden sodann psychische Bereiche erschlossen, an die Worte und Begriffe nicht mehr heranreichen. Die Logen der Freimaurer bieten somit einen auf Symbole und Rituale gegründeten „Wahrnehmungs-, Handlungs- und Erfahrungsraum, in dem die Ziele und Ideen des Freimaurerbundes im Bewusstsein und im Habitus der Brüder verankert werden“. (Höhmann, 2013, S. 46) Die freimaurerischen Ritualhandlungen haben dabei weder magisch-mystischen, noch religiös-sakralen Charakter; sie haben nichts mit dem Spenden von Sakramenten zu tun. Sie wirken rein psychologisch und berühren nicht den konfessionellen Glauben des Teilnehmers.