Was ist und will die Freimaurerei sein und was nicht? Freimaurerei versteht sich als Freundschaftsbund, als ethischer orientierter Bund und als dogmenfreier und symbolischer Werkbund. Freimaurerei versteht sich weder als Partei noch als Interessenverband, weder als Nebenkirche noch Ersatzreligion weder als Geheimbund oder gar Verschwörung
Freimaurerei heute
Was ist und was will die Freimaurerei sein und was nicht? Gibt es einen neuen Zeitgeist?
In der gesellschaftlichen Realität von heute sind sich die deutschen Logen und Großlogen bewusst, dass die Freimaurerei ein „offenes“ Verhältnis zur Öffentlichkeit herzustellen hat. Die Fragen, was Freimaurerei in der modernen Gesellschaft ist und sein will, müssen auf eine klare Weise beantwortet werden.
Es gibt Übereinstimmungen, die in Logen- und Großlogendiskussionen und neuerdings in den freimaurerischen Internetseiten ihren Ausdruck finden. Daraus lassen sich drei positive Aspekte („Freimaurerei ist“) und drei abgrenzende Aspekte („Freimaurerei ist nicht“) zusammenfassen.
1. Freimaurerei versteht sich als Freundschaftsbund
Über alle weltanschaulichen, politischen, nationalen und sozialen Grenzen hinweg wollen die Logen Menschen miteinander verbinden. Die Freimaurer folgen damit ihrer speziellen Tradition, Trennendes zu überwinden, Gegensätze abzubauen, Verständigung und Verständnis zu fördern sowie Menschen zu verbinden, die sich nach Herkunft und Interessenlage sonst nicht begegnen würden.
Von besonderer Bedeutung ist, dass die deutsche Freimaurerei in den letzten Jahrzehnten durch die Entstehung und erfolgreiche Entwicklung von Frauenlogen eine wesentliche Bereicherung erfahren hat. Die Tatsache, dass es heute immer mehr Logen freimaurerisch arbeitender Frauen gibt, stellt die weitere Existenz der Loge als Männerbund dabei keineswegs infrage. Im Gegenteil: Sozialform, Ideenwelt und rituelle Praxis der Freimaurerei erfahren durch die Frauenlogen eine größere gesellschaftliche Relevanz.
2. Freimaurerei versteht sich als ethisch orientierter Bund
Dieser Bund hat zwar kein eigenes ethisches System entwickelt und schon gar nicht versucht, ethische Überzeugungen in politische Programme zu übertragen.
Doch mit seinen traditionellen Wertpositionen „Humanität, Brüderlichkeit, Freiheit, Gerechtigkeit,
Friedensliebe und Toleranz“ will er Orientierungen und Maßstäbe für das Denken und Handeln seiner Mitglieder vorgeben. Ethisch orientierte Diskussionen spielen hierbei eine große Rolle.
Nichts geht über das „laut denken mit einem Freunde“ – auf diese Formel hat der Freimaurer Lessing eine der zentralen freimaurerischen Grundüberzeugungen gebracht
3. Freimaurerei versteht sich als dogmenfreier und symbolischer Werkbund
Zur Festigung der zwischenmenschlichen Beziehungen, zur gefühlsmäßigen Vertiefung und Verankerung ihrer ethischen Überzeugungen und als Anleitung zur Selbsterkenntnis bedienen sich die Logen alter, vor allem aus der Tradition der europäischen Dombauhütten stammender Symbole und symbolhafter Handlungen (Rituale), in deren Mittelpunkt die feierliche Aufnahme (Initiation) des neuen Mitglieds in die brüderliche Gemeinschaft steht.
Freimaurerei versucht, die gesellige, die intellektuelle und die emotionale Seite des Menschen gleichermaßen anzusprechen. Verstand und Gefühl werden nicht getrennt, und insbesondere die in den Logen geübte Ritualpraxis soll dazu beitragen, Einsichten in Lebenswirklichkeiten gleichzeitig denkend und fühlend zu gewinnen.
Die drei abgrenzenden Aspekte:
1. Freimaurerei versteht sich weder als Partei noch Interessenverband
Logen und Großlogen formulieren keine politischen Programme, nehmen nicht Teil an parteipolitischen Auseinandersetzungen und vertreten nicht die Interessen bestimmter gesellschaftlicher Gruppen. Dennoch hat die Freimaurerei eine politische Wirkung: Als „Gemeinschaft toleranter Ungleichgesinnter“ leistet sie einen Beitrag zur Überwindung der schädlichen Auswirkungen politischer Konflikte zwischen Menschen, politischen Gruppen und Nationen.
Gemäß ihres Bekenntnisses zur Toleranz hilft sie, die politische Kultur zu verbessern, und durch das Erörtern wichtiger Zeitfragen in den Logen trägt sie zur politischen Urteilsbildung ihrer Mitglieder bei. Auf der Grundlage persönlicher Überzeugung verantwortlich zu handeln ist dann Aufgabe des einzelnen Bruders.
2. Freimaurerei versteht sich weder als Nebenkirche noch als Ersatzreligion
Als diesseitsorientierter Freundschaftsbund mit ethischer Zielsetzung sind Logen und Großloge keine Religions-gemeinschaften und bieten auch keine Ersatzreligionen an. Die Freimaurerei entwickelt keine Theologie und kennt keine Dogmen und Sakramente. Allerdings verwenden die Freimaurer Symbole, die dem religiösen Bereich entlehnt sind, wie z.B. das Symbol des „Allmächtigen Baumeisters aller Welten“.
Dieses Symbol verkörpert jedoch keinen eigenen freim. Gottesbegriff, den es nicht gibt. Es ist vielmehr ein Symbol für Lebenssinn und transzendenten Bezug des Menschen, das von jedem Freimaurer gemäß seiner eigenen religiös weltanschaulichen Überzeugung
gedeutet werden kann. Es gibt auch Gruppierungen („Lehrarten“) innerhalb der Freimaurerei, deren religiöser Symbolismus, wie im Falle der „Großen Landes-Loge-Freimaurerorden“ traditionell einen deutlich christlichen Hintergrund aufweist.
3. Freimaurerei ist kein Geheimbund oder gar eine Verschwörung
Der Freimaurerbund und seine Mitglieder bekennen sich zu Demokratie und offener Gesellschaft, zu deren Verwirklichung viele Freimaurer wesentlich beigetragen haben. Zweck, Organisation und Vorstände von Logen und Großlogen sind jedem Interessierten zugänglich. Viele Veranstaltungen der Freimaurer sind heute öffentlich, und viele der im Auftrag der Großlogen herausgegebenen Publikationen können auch von Nichtmitgliedern des Bundes bezogen werden.
Die von den Freimaurern geübte Verschwiegenheit bezieht sich nur auf einige Einzelheiten des freimaurerischen Brauchtums und ist Symbol für den in jeder Gemeinschaft notwendigen Schutz von Freundschaft und persönlichem Vertrauen. Mit jeder Art von Verschwörung hat Freimaurerei nichts zu tun. Die Loge versteht das freimaurerische Selbstverständnis als Lebensbund und strebt soziale Bindung zumindest auf längere Dauer an.
Gibt es einen neuen Zeitgeist?
Die Anforderung an den heutigen Menschen durch Überkommunikation und eine überwiegend rationale Umwelt hält ihn ständig in Beschäftigung und lässt ihn kaum zum eigenen Nachdenken kommen. Spüren Sie auch manchmal, dass die tiefinnerliche Erlebniswelt leider dabei verkümmert.
In fließendem Wasser kann man sein eigenes Bild nicht sehen, wohl aber in ruhendem Wasser.
Nur wer selbst ruhig bleibt, kann zur Ruhestätte all dessen werden, was Ruhe sucht.
Der chinesische Weise Laotse sagte:
Wusste Laotse damals schon, was heute anscheinend so aktuell, wie damals ist? Wir verlieren uns selber im ewigen Strom. „Unter Strom stehen“ ein beliebtes Schlagwort heute. Laotse sagt, dass wir im fließenden Wasser uns selber nicht mehr sehen können –
Der Verlust der Selbsterkenntnis, die Wahrnehmung der eigenen Identität geht verloren, wenn der Mensch nicht lernt zur Ruhe zu kommen. Was brauchen wir? Wir brauchen den Wandel in der Wertorientierung. Wir brauchen ein neues Bewusstsein, eine neue Orientierung. „Ohne den Mut, bestimmte Dinge wegzuwerfen, um andere zu behalten, geht das nicht“.
Haben Sie schon den Trend in einigen Printmedien beobachtet zum Handwerklichen, zum Bodenständigen und die Distanzierung zu einer sich scheinbar immer schneller drehenden Welt? Kennen Sie Slow-TV mit einem Trend zum gebremsten Leben? Keine schnellen Schnitte, Aktionen und Informationstrommelfeuer, sondern ein sogenanntes „Slow-down“. Kein Wort zu viel, nur Erläuterungen, wo es sich nicht vermeiden lässt.
Wie passt das mit der Freimaurerei zusammen? Ich glaube, wir haben bereits gefunden, was andere suchen. Mit unseren Bruderabenden, den Gesprächen und besonders der Tempelarbeit. Und in dieser Tempelarbeit genießen wir in einem geschützten Rückzugsraum etwas Verlässliches, keine Hektik, keine Überraschungen – eine zeitlich überschaubare Inselatmosphäre – in der ich gemeinsam mit den Brüdern auch schweigen kann.
Ich beobachte die Arbeit, spreche in Gedanken die Wechselgespräche zwischen dem Meister vom Stuhl und den Beamten mit, kann meinen Gedanken freien Lauf lassen und genieße die Zeit. Die Bewegungen sind nicht zu langsam und nicht zu schnell, genau richtig im Rhythmus meines Herzschlags. Kein Wort zu viel, kein Wort zu wenig, und wenn Worte, dann an der richtigen Stelle. Die Verlässlichkeit des Rituals. Gleichmütig, aber aufmerksam.
Entschleunigt, aber im Rhythmus. Ruhig und mit Bedacht und mit der Wiederholung bekannter Abläufe. Und um die Welt für einen Augenblick zu vergessen.
Und wie ich es genieße: Keine effektivitätserhöhenden Prozesse, niemand fragt nach einem zeitoptimierten Ritual.
Fazit
Lieber Leser, Sie suchen nach Vertrautem und Vertrauen. Wo das gesprochene Wort, der Handschlag noch genauso (oder mehr noch) zählt, als das mehrseitige juristische Vertragswerk.
Konnten wir Sie, die nach Beständigkeit suchen, mit unseren Inhalten für die Freimaurerei überzeugen? Denn was Sie suchen, davon sind wir überzeugt, haben wir in der Freimaurerei bereits gefunden. Freimaurerei verstand sich ja immer auch – gerade im Sinne von Lebenskunst – als eine „Königliche Kunst“.