Die eigene Arbeitsmethode der Freimaurerei. kann eine hilfreiche Gruppe sein, die durch das gemeinsame Erleben des Rituals den Menschen innerlich aufschließt, ihn stärkt und aufbaut und die Frustrationen des Alltags ausgleicht.
Rituale – Fundament der Freimaurerei
Was wollen Freimaurer mit ihren Ritualen erreichen? Bringen uns Rituale einer zeitlosen Weisheitslehre näher? Die allgemeine Bedeutung von „Ritual“: regelmäßig stattfindende weitgehend gleich ablaufende Handlungsabfolge. In den Sozialwissenschaften bezeichnet man mit Ritual eine Folge von traditionell bestimmten, nicht alltäglichen Handlungen, die expressiv betont werden und weitgehend standardisiert sind. Sie haben die Funktion, die Gruppenidentität und das Zusammen-gehörigkeitsgefühl einer sozialen Gruppe zu bestätigen und zu stärken.
Die freimaurerische Bedeutung von „Ritual“: In der „Freimaurerischen Ordnung“ der Großloge AFuAM, ist folgendes zu lesen:
„In unseren Mitgliedslogen arbeiten Freimaurer, die in bruderschaftlichen Formen und durch überkommenerituelleHandlungen menschliche Vervollkommnung erstreben“.
Die Freimaurerei versucht also durch das Ritual, ihre Brüder mit ihren unbewussten Bereichen aufzuschließen für das Transzendente, Numinose (Heilige), Göttliche. Das Ritual vermittelt die freimaurerische Methodik nicht allein intellektuell durch verstandesmäßiges Erfassen, sondern den tieferen Gehalt der in Riten gekleideten Geisteshaltung erleben die Brüder unmittelbar und über dieses Erlebnis wird es unbewusst verankert.
Die freimaurerischen Ritualhandlungen haben weder magisch-mystischen, noch religiös-sakralen Charakter; sie haben nichts mit dem Spenden von Sakramenten zu tun. Sie wirken psychologisch und berühren den konfessionellen Glauben des Teilnehmers in keiner Weise.
Die meisten philosophisch oder gesellschaftlich orientierten Vereinigungen unterscheiden sich von der Freimaurerei dadurch, dass sie kein Ritual verwenden, sich also kein geistig-esoterisches Gerüst geben können, das auch das Unbewusste anspricht.
Fazit: Das Ritual der Freimaurerei bringt uns eine zeitlose Weisheitslehre näher. Ihre Symbole sind so gewählt, dass Sie, wenn Sie die Wahrheit suchen, in unserem Tempel eine geistige Heimat finden können. In den drei Erkenntnisstufen des Lehrlings, Gesellen und Meisters geben sie Ihnen Gelegenheit zur Entfaltung der in Ihnen liegenden Kräfte der Seele und des Geistes.
Das Ritual ist also nicht Anhängsel, sondern Wesensbestandteil und Fundament der Freimaurerei. Es steht außerhalb und oberhalb jeder Zeitströmung und verkörpert die uralte Sehnsucht nach dem großen Frieden der Seele. Es gibt uns die Kraft, unser irdisches Leben zu meistern, indem es uns an die ewigen Werte gemahnt.
Wie funktioniert die Arbeitsmethode?
Wir Freimaurer verschließen uns trotz der allgemeinen Materialisierung und Technisierung unseres Daseins keineswegs den modernen Lebens- und Arbeitsformen, die letztlich zur Humanisierung der Welt beitragen sollen. In dieser täglichen Daseinsbewältigung sehen wir jedoch nur eine Seite der menschlichen Existenz. Sie bedarf der Ergänzung und der Schaffung eines Gegengewichts.
Im Ritual wird diese andere Seite so vermittelt, dass sie auch den Menschen von heute anspricht. Er findet dadurch vielleicht den Ausgleich zwischen der rationalen Denkweise und den im Unterbewusstsein schlummernden Kräften und kommt so zur vollen Persönlichkeitsentfaltung, zur Selbstverwirklichung und zum „Erkenne Dich selbst“.
Die Überforderung des heutigen Menschen durch Überkommunikation und eine überwiegend rationale Umwelt hält ihn ständig in Beschäftigung und lässt ihn kaum zum eigenen Nachdenken kommen. Seine tiefinnerliche Erlebniswelt verkümmert dabei.
Unsere Logengemeinschaft kann dann eine hilfreiche Gruppe sein, die durch das gemeinsame Erleben des Rituals den Menschen innerlich aufschließt, ihn stärkt und aufbaut und die Frustrationen des Alltags ausgleicht. Der Bruder lädt in der Tempelarbeit seinen inneren Akku wieder auf.
Beim Erlebnis des Rituals werden seelische Bereiche erschlossen, an die Worte und Begriffe nicht mehr heranreichen. Durch die Teilnahme am Ritual erkennt sich der Bruder als Teil des Universums. Er wird sich seiner Stellung und Aufgabe als Mensch im Leben bewusst und mit neuen Impulsen in den Alltag entlassen. Die Besinnungspause kann ihm helfen, seine Kraft und seinen Lebensmut zu stärken.
Das Ritual ist ein dynamisches Symbol des großen kosmischen Geschehens. Es verhilft dem Bruder zu der Einsicht:
- Ich stehe als Mensch nicht mehr für mich allein.
- Ich stehe nicht mehr gegen die Welt oder gegen mein eigenes Selbst.
- Ich stehe in der Welt und fühle mich als Teil derselben.
- Ich werde durch die Stärke des Erlebnisses im Ritual einen Teil davon in den normalen Tagesablauf einbringen.
Freimaurerei ist also eine Lebenseinstellung. Sie zu begreifen, ist mehr eine Frage der Gesinnung als des Wissens.
Der tiefere Sinn der Ordnung . . .
Wenn wir Freimaurer uns dem Logenhaus nähern, um an einer Logenarbeit teilzunehmen, lassen wir den uns mehr oder weniger beherrschenden Alltag hinter uns. Aus diesem Grund tragen wir bereits eine festliche Kleidung (schwarzer Anzug, Smoking) und treffen uns mit den anderen „Brüdern“ im Vorraum des Logenraumes, um uns auf die bevorstehende Logenarbeit einzustimmen.
Bereits jetzt und hier beginnt die äußere Ordnung, denn aus gutem Grund soll auch zu diesem Raum, bei der Vorbereitung auf eine Logenarbeit, kein Profaner mehr Zutritt haben. Nach einiger Zeit, die auch zum Abklingen des Alltags genutzt werden sollte, erscheint der Zeremonienmeister mit der folgenden Aufforderung: „ich bitte Euch profane Gespräche einzustellen, sich maurerisch zu bekleiden und sich schweigend auf eine Arbeit vorzubereiten“.
Hier im Vorraum des Tempels beginnt schon das Ritual: wir bekleiden uns maurerisch, legen den Schurz an, der der Arbeitsschürze der Steinmetze nachgebildet wurde, er ermahnt uns zum Fleiß, zur Tatkraft. Die weißen Handschuhe, die wir anziehen, deuten darauf hin, dass unsere Handlungen und Gedanken so rein, wie unsere Hände sein müssen. Dann hängen wir uns das Bijou, das Logenkleinod, um. Und es erfolgt die Verpflichtung zum Schweigen. Damit sollen sich alle anwesenden Brüder auch innerlich auf die bevorstehende Arbeit vorbereiten.
Mit der Aufforderung des Zeremonienmeisters, ihm im geordneten Zuge in den Tempel zu folgen, weist dieser ebenfalls auf die weiterhin bestehende Ordnung hin. Schweigend betreten wir den Tempel und begeben uns in einer bestimmten Ordnung auf unsere Plätze. Das eigentliche Geheimnis des Tempels besteht im Schweigen. Es ist das Schweigen, dass unser Innerstes öffnet.
Gelingt es uns, durch die äußere Ordnung zur inneren Ordnung in uns zu gelangen, haben wir ein hohes Maß an Erlebnisfähigkeit erreicht und sind auch bereit, das Ritual auf uns wirken zu lassen. Auf diese Ordnung werden wir durch viele Symbole in unserem Tempel hingewiesen.
Diese höchsten Symbole der Freimaurerei sind durch keinen Raum begrenzt, sie weisen auf den Umfang der Freimaurerei hin. Die Bibel ordnet und richtet unseren Glauben, das Winkelmaß ordnet unsere Handlungen, und der Zirkel bestimmt unser Verhältnis gegen alle Menschen, besonders gegen einen Bruder. Was wollen uns die drei Symbole sagen?
Die Bibel – Symbol der ewigen Ordnung
Die Bibel – Das Buch des heiligen Gesetzes – ist uns Symbol der ewigen Ordnung. Es weist uns hin auf die Religion, in der alle Menschen übereinstimmen und ist die ethisch-sittliche Grundlage unseres Lebens und Handelns.
Das Winkelmaß – Symbol der irdischen Ordnung
Es richtet unsere Handlungen nach Sittlichkeit und Recht, ist Aufgabe und Verpflichtung. Der rechte Winkel ist für den irdischen Baumeister die Grundlage aller Arbeit. Nur wenn wir uns zunächst einmal eingeordnet haben in die leicht überprüfbare, gut ersichtliche Linienführung, die im rechten Winkel entspringt, nur wenn wir uns auf diese Weise selbst diszipliniert haben, uns freiwillig „in Ordnung“, dem Ruf des Meisters folgend, begeben haben, nur dann wächst uns die Chance zu, unseren Winkel eines Tages selbst zu bestimmen, Freiheit in Ordnung zu leben. Wenn wir den Winkel am falschen Ort und zur Unzeit aufgeben, dann treten wir heraus aus der Ordnung. Dann muss unser Bauwerk zerbrechen, dann stürzt es zusammen.
Der Zirkel – Symbol der seelischen und inneren Ordnung
Sein Kreisumfang stellt die allumfassende Menschenliebe dar. Beim Schlagen eines Kreises verharrt der eine Schenkel in einem Punkt, während der andere eine gestaltende Bewegung vollzieht. Nur durch das Zusammenwirken beider kann der Kreis entstehen. Der Punkt stellt die innere Ordnung, die Mitte dar.
Wer Winkelmaß und Zirkel recht betätigt, stellt sich in die große Ordnung des Universums und bewahrt damit die innere und äußere Ordnung.
Zum Schluss der Tempelarbeit werden die drei großen Lichter der Freimaurerei wieder getrennt und damit der Übergang zum profanen Leben angedeutet. Mögen wir allzeit den rechten Winkel in uns tragen und dadurch jederzeit bereit sein zum rechten Handeln.
Zum Handeln aus Freiheit in Ordnung!